Traditionell werden die Prüfungen der IHK für die Fachinformatiker zu einem großen Teil aus der Ferne durchgeführt.
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Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Bildungsfern. Heute ist der 8. Mai und
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heute sollen Prüfungsdokumentationen hochgeladen werden für die Fachinformatiker, die ihre IHK-Prüfung
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jetzt absolvieren. Ja, da dachte ich mir, ich nehme diesen Zeitpunkt mal als Gelegenheit und
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spreche mal ein wenig über diese IHK-Prüfung und wie die durchgeführt wird. Mir ist aufgefallen,
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dass da ganz viele Aspekte drin sind, die man im Moment so für Fernunterricht, Fernlehre
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eigentlich gut übertragen kann oder wo man sich vielleicht ein Beispiel für nehmen kann,
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denn vieles davon findet remote statt. Zunächst einmal, wie findet das ganze statt? Es gibt einen
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Prüfungsausschuss. In diesem Prüfungsausschuss sind vertreten Arbeitgeber, Arbeitnehmer und
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Schulvertreter, also Lehrer. Ich bin da als Lehrer oder als Funktion Lehrer in diesem
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Prüfungsausschuss, aber es gibt eben auch die anderen Sichtweisen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
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Dann läuft das Verfahren wie folgt ab. Der Prüfling lädt seinen Projektantrag in einem
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Online-Portal hoch. Das ist ein Textdokument bzw. das wird über eine Eingabemaske alles
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eingetragen. Man hat da nicht viele Möglichkeiten für Formatierungen, sondern es ist eine reine
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Textgeschichte, in der man darstellt, was möchte man eigentlich machen. Und da muss man das so
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formulieren, dass der Prüfungsausschuss das am besten sofort versteht und genehmigt. Das
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machen wir dann. Wir schauen uns also diese Anträge jeweils an und können dann entweder
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über dieses Online-Formular gleich auch ein wenig argumentieren. Da kann man unter dem
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Antrag so ein paar Felder ausfüllen und jeweils so sein Für und Wider dort eintragen oder man
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telefoniert kurz oder was wir auch schon gemacht haben ist, man trifft sich und spricht einfach
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darüber. Ja, dann wird der Antrag entweder angenommen, dann ist alles soweit gut und der
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Prüfling kann soweit loslegen mit seinem Vorhaben. Wenn der Antrag abgelehnt wird,
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dann gibt es eine Möglichkeit, das Ganze zu überarbeiten. Entweder nehmen die Prüflinge
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dann Kontakt mit uns auf und fragen nochmal nach, worum es denn umgeht und was nun das Problem mit
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dem Antrag ist oder sie machen es nicht und machen es auf eigene Faust, haben dann also
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nochmal die Möglichkeit, das Ganze nachzubessern. Wenn dann in dem zweiten Durchlauf alles soweit
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geht, können sie damit loslegen und ihr Projekt soweit dann auch durchführen. Ja, hat man das
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dann auch bei dem zweiten Mal nicht hinbekommen, dann gibt es ja irgendwann kein Pardon mehr und
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dann wird das Projekt komplett eingestampft und man muss sich ein neues suchen. Also wichtig ist
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es in dieser Antragsphase, das Projekt möglich so zu formulieren, dass es die Anderen verstehen.
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Wenn der Antrag jetzt durch ist und man durchführt, wird der Prüfling eigentlich alleine
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gelassen bzw. zumindest nicht mehr vom Prüfungsausschuss behelligt. Er hat natürlich
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Unterstützung durch seinen Betrieb oder durch andere Azubis, andere Abteilungen, den Ausbilder
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etc. Auch in der Schule bin ich natürlich auch immer wieder als Ansprechpartner da,
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wobei ich bei betrieblichen Projekten meist nicht so viel zu sagen kann, weil da doch der
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Betrieb viel mehr Kernkompetenz hat als ich jetzt, weil es dann meist in der Tiefe doch
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Spezialisierung oder Spezialwissen nötig ist, was ich da an der Stelle nicht beitragen kann. Die
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Durchführung wird also vom Azubi selbst gestaltet. Es gibt zwar die Möglichkeit, dass wir als
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Prüfungsausschuss auch dort vorbeikommen und also schauen, was der Prüfling denn da jetzt gerade
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macht während seiner Arbeitszeit, also Projektdurchführungszeit. Die sind aber eher
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theoretische Natur und kommen faktisch eigentlich nicht vor. Ein Teil des Projektes ist es auch eine
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Dokumentation zu verfassen. Also jetzt im Falle des Fachinformatikers Anwendungsentwicklung,
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für den spreche ich jetzt hier hauptsächlich, ist es so, dass er eine Software erstellt. Er
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programmiert irgendetwas und daneben muss das Ganze natürlich auch noch dokumentiert werden.
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Das sieht dann so aus, dass man zunächst mal die Ausgangssituation schildert, dann eine Planung,
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eine Ressourcenplanung, auch was brauche ich vielleicht für andere Fachabteilungen,
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die mir zuarbeiten, brauche ich Gerätschaften, einen Server, brauche ich einen Rechner, brauche
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ich irgendwelche Bibliotheken, eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist dann auch dabei. Nach welchem
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Vorgehensmodell möchte ich vorgehen? Dann die eigentliche Durchführung, also bei der Programmierung
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entstehen Diagramme, Quelltext, Datenbankmodelle etc. Das muss alles in einer Dokumentation festgehalten
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werden. Diese Dokumentation wird dann am Ende dieser Phase hochgeladen. In der Sommerprüfung
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ist es jetzt also heute der 8. Mai, wo das Ganze hochgeladen werden muss und die Prüfer können das
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dann an dieser Stelle herunterladen und begutachten. Es gibt immer pro Arbeit zwei Begutachter,
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einen Erstprüfer und einen Zweitprüfer, die dann gemeinsam zu einem Gesamtergebnis kommen. Wenn die
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praktische Prüfung dann hochgeladen wurde oder irgendwann auch davor, finden irgendwann auch
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noch zusätzlich theoretische Prüfungen statt. Diese setzen sich aus drei Aufgabenbereichen zusammen.
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Das sind einmal Fachqualifikationen, also normalerweise die Kernkompetenz des
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Ausbildungsberufes, die man so gerade ausübt. Kernqualifikationen, das ist so ein bisschen
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weitergefasst, ist aber immer noch die eigentliche Kernkompetenz und es gibt noch
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betriebswirtschaftliche Themen, die in irgendeiner Form noch mal abgefragt werden oder eine Rolle
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spielen. Die Ausschussarbeit selbst, also Begutachtung der Projektanträge findet häufig entweder über
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Telefon oder eben auch über E-Mail statt. Man berät sich also nach welchen Kriterien man das
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Ganze jetzt also beurteilen möchte, hat dafür dann auch eine Vorlage, nach der man dann gewichtet
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bestimmte Beurteilungen vergibt und kommt dann auf irgendeine Weise also zu einem Ergebnis.
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Dann muss das Projekt auch noch am Ende vorgestellt werden. Das findet in einer
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Präsentation statt und schließt dann mit einem Fachgespräch. Zu der Präsentation werden die
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Prüflinge dann irgendwohin eingeladen. Das kann ein Betrieb sein, das kann eben eine
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Fortbildungsstätte sein, eine Schule, die IHK selbst und dann kommen die normalerweise in so
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einem Stundenraster vorbei und präsentieren da in 10 bis 15 Minuten, machen dann anschließend
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ein Fachgespräch, was auch circa 15 Minuten dauert und als Prüfungsausschluss kommen wir dann am
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Ende zu einem Ergebnis. Wir haben dann normalerweise alle Noten vorliegen, also sowohl die Ergebnisse
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aus den theoretischen Prüfungen, die Dokumentationen natürlich und jetzt noch Präsentation und
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Fachgespräch und haben damit ein eigentlich ziemlich umfassendes Bild, was der Prüfling da
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jetzt also geleistet hat in dieser Prüfungsphase und können ihm zumindest mitteilen, ob er die
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Prüfung dann am Ende bestanden hat oder nicht. Eine genaue Notenbekanntgabe erfolgt normalerweise
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durch die IHK, nicht den Ausschuss selbst, obwohl wir die Noten wissen. Man kann das
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andeuten, aber aus rechtlichen Gründen können wir da jetzt keine verbindlichen Aussagen treffen.
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Deswegen behalten wir uns da immer so ein bisschen zurück und das offizielle Endergebnis sozusagen
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kommt dann von der IHK selbst. Wenn man das jetzt alles mal so betrachtet, gibt es viele Phasen,
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die eigentlich aus der Ferne stattfinden und auf eine große Selbstständigkeit der Prüflinge setzen,
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sowohl in der Erarbeitungsphase als auch in der Vorbereitungsphase und da kommt also von unserer
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Seite jetzt durch den Prüfungsausschuss erst am Ende dieser Arbeit oder immer mittendrin. So,
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erst der Projektantrag, dann wird das Projekt durchgeführt, am Ende gibt es eine Dokumentation und
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Beurteilung. Also dieser Prozess ist in sich schon so abgesteckt, dass man ein recht gutes Bild
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davon bekommt, ob jetzt jemand eine gute Leistung erstellt hat. Durch das Fachgespräch kann man
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auch sehr genau erkennen, ob es eine eigenständige Leistung war, wie stark das auch in die Tiefe
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geht und inwieweit man auch in der Lage ist, z.B. ja Probleme zu erkennen oder zu adressieren oder
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Anpassungen, Alternativvorschläge zu unterbreiten. All solche Dinge lassen sich eigentlich in diesen
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unterschiedlichen Prüfungsartifakten ganz gut abtesten. Ja und das war auch schon wieder die
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Folge für heute. Ich wünsche allen, die an der IHK-Prüfung jetzt beteiligt sind, frohes Schaffen,
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insbesondere allen Prüflingen wünsche ich Ihnen gutes Gelingen, dass die Arbeiten also gut werden
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und/oder sehr gut und dass auch die Präsentationen und Fachgespräche so ablaufen, wie man sich das
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wünscht. Im Moment jetzt in Zeiten der Corona-Krise werden da die Termine leider etwas
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durcheinander gewürfelt, also eigentlich wären sie nach Zeitplan, z.B. die theoretischen Prüfungen,
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schon Ende April gewesen. Jetzt ist das in den "you know" verschoben worden, bedeutet also,
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dass sich da an dem Tag der Präsentation und des Fachgesprächs noch keine Aussage über bestanden
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oder nicht bestanden tätigen lässt, weil noch Leistungen ausstehen. Das ist in diesem Jahr also
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etwas anders, aber jetzt auch kein "ist machbar" muss eben an dieser Stelle irgendwie so geleistet
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werden, weil recht bald danach ist dann auch schon das Ende der Prüfungszeit und ja auch die
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Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter und eben auch die Schulfortreter haben dann noch andere
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Dinge, die zu erledigen sind. Ich hoffe, die Folge war wieder ein wenig interessant und erhellend für
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alle, die mal einen Einblick in die berufliche Bildung haben wollten, insbesondere so den Teil
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der IHK-Prüfungen. Ich wünsche euch alles Gute. Bleibt zu Hause, haltet Abstand, wascht euch die
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Hände und bis dahin und tschüss!